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von Sebastian Stein

Konfirmation

1 Zum Begriff

Die Konfirmation (lateinisch confirmatio: Festigung, Bekräftigung) ist ein feierlicher Gottesdienst, in dem sich junge Menschen zu ihrem christlichen Glauben bekennen und gesegnet werden. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden bestätigen damit ihre Aufnahme in die evangelische Kirche durch die Taufe im Säuglingsalter oder in der Kindheit.

Der Konfirmation geht die Konfirmandenzeit voraus. In ihr werden christliche Inhalte in gemeinschafts- und persönlichkeitsbezogenen Bildungsprozessen vermittelt. Kreative, musikalische und spielerische Aktivitäten sind ebenso wichtig wie praktische Erfahrungen in Gottesdienst, Gemeindearbeit und Diakonie.

2 Aktuelle Situation

Die Konfirmation gilt volkskirchlich und biografisch vor allem als Segenshandlung im lebensgeschichtlich wichtigen Übergang von der Kindheit zum Erwachsensein. So sind die Jugendlichen im Alter von 14 Jahren religionsmündig und erhalten damit alle Rechte innerhalb der evangelischen Kirche.

Die Konfirmation ist ein beliebter Anlass für eine Familienfeier. Für den Großteil der Kirchenmitglieder ist sie Teil evangelischer Identität. Ein wichtiges Anliegen der Kirche besteht darin, die Heranwachsenden als mündige Christinnen und Christen in der Selbstverantwortung und Freiheit ihres Glaubens wahrzunehmen und zu unterstützen.

Während die Konfirmation in den westlichen Bundesländern noch relativ stabil im volkskirchlichen Bewusstsein verankert ist, nehmen in den ostdeutschen Bundesländern die Jugendlichen mehrheitlich an der Jugendweihe teil. Im Miteinander von Jugendweihe, Konfirmation und Firmung haben sich seit Ende der 1990er Jahre in Ostdeutschland in der römisch-katholischen und in der evangelischen Kirche vor allem im Kontext konfessionell getragener Schulen religiöse Jugend- und Segensfeiern etabliert, die insbesondere von konfessionslosen Jugendlichen wahrgenommen werden. Dabei kann es zu einem fruchtbaren Austausch und zu gemeinsamen Erfahrungen von Lebensbegleitung und Segen an Schnittstellen des Lebens kommen.

Der gleichwohl kontinuierliche Rückgang der absoluten Zahl an Konfirmandinnen und Konfirmanden ist insbesondere in Regionen mit relativ wenigen Jugendlichen spürbar. Vielerorts stellt die mittlerweile geringe Größe der Konfirmandengruppen die Gestaltung der Konfirmandenarbeit vor Herausforderungen. Wo die Zahl der Teilnehmenden zurückgeht, wird die Konfirmandenarbeit von mehreren Gemeinden gemeinsam oder in einer Region organisiert. Dort stellt sich die Frage, wie eine Bindung der Jugendlichen an ihre Kirchengemeinden entstehen und gefestigt werden kann.

Grundsätzlich prägen die Konfirmandenzeit und die Personen, die für sie verantwortlich sind, in besonderer Weise die Einstellung der Jugendlichen zur Kirche. Was Menschen in dieser Zeit erlebt und gelernt oder auch nicht erlebt haben, ist von bleibender Bedeutung für ihr weiteres religiöses und kirchliches Leben.

Mittlerweile gibt es eine große Bandbreite an Modellen der Konfirmandenarbeit. Je nach Modell kann die Konfirmandenzeit 12 bis 20 Monate dauern. Unter dem Eindruck der nachlassenden religiösen Sozialisation entscheiden sich manche Gemeinden auch für ein zweiphasiges Modell. Der klassischen Konfirmandenzeit im Jahr vor der Konfirmation geht dann eine erste Phase im Grundschulalter (3./4. Klasse) voraus.

Ein weiterer Trend ist die stärkere Einbeziehung von Ehrenamtlichen in die Konfirmandenarbeit, wobei zunehmend junge Erwachsene unter 25 Jahren eingebunden werden. Diese Veränderung markiert eine Erweiterung gegenüber einer rein hauptamtlich geprägten Konfirmandenarbeit.

Menschen, die sich in der Kirche engagieren oder an Angeboten wie der Konfirmandenarbeit teilnehmen, müssen dies in dem Vertrauen tun können, dass eine gegenseitige Achtsamkeit und ein respektvoller und grenzachtender Umgang zu den Grundpfeilern des Miteinanders gehören. Grenzverletzungen, sexualisierte Gewalt und die Ausnutzung von Macht- und Abhängigkeitsverhältnissen widersprechen dieser Grundhaltung, so dass das Möglichste getan werden muss, um sie zu verhindern. Deshalb sind insbesondere in der Kinder- und Jugendarbeit Schutzkonzepte von besonderer Wichtigkeit. Abhängigkeits- und Machtverhältnisse müssen in diesem Kontext der kirchlichen Arbeit betrachtet und allen Beteiligten bewusst gemacht werden. Die enge Beziehungsarbeit, die die Konfirmandenzeit prägt, ist eine wichtige Ressource, aber auch ein Risikofaktor.

Da die Formen der Konfirmandenarbeit mittlerweile vielfältig sind, muss jede Kirchengemeinde ihr Konfirmationskonzept betrachten und im Rahmen der Schutzkonzepterstellung eine Potential- und Risikoanalyse durchführen. Dies dient dazu, die Risiken für sexualisierte Gewalt zu senken und den Kindern und Jugendlichen auf diese Weise eine unbeschwerte Konfirmandenzeit zu ermöglichen.

3 Biblische und theologische Grundlagen

Für die Konfirmation gibt es keine unmittelbare biblische Grundlage, weil in den ersten Generationen der christlichen Kirche die Erwachsenentaufe üblich war. Hierbei fielen die Taufhandlung und das eigene Glaubensbekenntnis des Täuflings zusammen. Spätestens im 2. Jahrhundert etablierte sich die Kindertaufe, zu der die Firmung als Taufbestätigung hinzutrat.

Die Anfänge der (evangelischen) Konfirmation reichen bis in die Reformationszeit zurück. Man knüpfte damit an die Firmung an, die in der römisch-katholischen Kirche bis heute als Sakrament gilt.

Die evangelische Kirche versteht die Konfirmation demgegenüber als eine im Gottesdienst der Gemeinde erfolgende Aktualisierung der Verheißung der Taufe, die im Bekenntnis des Glaubens bestätigt wird.


Die Verantwortung der Kirche für die Bildung eines mündigen Glaubens endet nicht mit der Konfirmation. Sie ist vielmehr eine wichtige Station in einem andauernden Prozess der religiösen Erziehung und Begleitung, der über die Konfirmandenzeit hinausreicht. Viele Gemeinden richten deshalb die Konfirmandenarbeit auf die langfristige Begleitung und Unterstützung auf dem Glaubensweg aus, wobei die persönliche Frömmigkeit und das religiöse Erleben des Einzelnen besondere Aufmerksamkeit erfahren.

4 Regelungen für die kirchliche Praxis

4.1 Regelungen der UEK und VELKD

4.1.1 1. Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden

(1) Die Konfirmandenarbeit macht die Konfirmandinnen und Konfirmanden durch erlebnisorientierte und partizipative Arbeitsformen in einer altersgemäßen Art mit den zentralen Aussagen des christlichen Glaubens und dem Leben in der Gemeinde vertraut. Sie hilft ihnen, in eigener Verantwortung christlich zu leben.

(2) Die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden kann für mehrere Pfarrbezirke oder Gemeinden gemeinsam geplant und durchgeführt werden. Die Kooperation mit Schulen ist erwünscht und im Rahmen des jeweiligen gliedkirchlichen Rechts zulässig.

(3) Die Einladung, an der Konfirmandenzeit teilzunehmen, richtet sich an alle getauften und ungetauften Kinder und Jugendlichen der Kirchengemeinde, in der Regel ab dem 12. Lebensjahr. Für eine zweiphasige Konfirmandenzeit können bereits jüngere Kinder eingeladen werden. Die Formen der Konfirmandenarbeit werden nach gliedkirchlichem Recht geregelt.

(4) Die Kinder und Jugendlichen werden durch ihre Eltern bzw. Sorgeberechtigten zur Konfirmandenzeit angemeldet. Religionsmündige (nach Vollendung des 14. Lebensjahres) können sich selbst anmelden. Sowohl die Konfirmandinnen und Konfirmanden als auch ihre Eltern bzw. Sorgeberechtigten werden über Ziele, Inhalte, Projekte und Fahrten informiert.

(5) Für die Konfirmandenarbeit sind theologisch-pädagogisch qualifizierte Personen verantwortlich. Weitere Mitarbeitende, z. B. Jugendliche und Eltern bzw. Sorgeberechtigte, wirken beruflich oder ehrenamtlich mit. Die Regelungen zum Schutz vor sexualisierter Gewalt sind einzuhalten.

(6) Wollen Kinder oder Jugendliche an der Konfirmandenarbeit einer anderen Gemeinde teilnehmen, soll ihnen dies im Rahmen des geltenden Rechts ermöglicht werden. Die abgebende Gemeinde wird von der aufnehmenden Gemeinde über den Beginn der Teilnahme an der Konfirmandenarbeit und über die erfolgte Konfirmation informiert.

(7) Während der Konfirmandenzeit finden Gottesdienste unter Beteiligung der Konfirmandinnen und Konfirmanden statt. Darunter fällt ein Vorstellungsgottesdienst. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden nehmen am Abendmahl teil, das sie als einen Kern geistlicher Praxis im Christentum kennenlernen und erfahren sollen.

(8) Zum Ende der Konfirmandenzeit kann je nach gliedkirchlichem Recht ein Gespräch über die Inhalte der Konfirmandenarbeit („Prüfung“) stattfinden.

4.1.2 2. Konfirmationsgottesdienst

(1) Der Konfirmationsgottesdienst ist ein Gottesdienst der Gemeinde. Er wird nach der geltenden Agende gehalten.

(2) Die Konfirmation setzt die Taufe voraus. Sind Jugendliche noch nicht getauft, so wird die Taufe im Laufe der Konfirmandenzeit oder im Konfirmationsgottesdienst durchgeführt. Im letzteren Fall werden sie mit den weiteren Konfirmandinnen und Konfirmanden gesegnet.

(3) Bestehen im Einzelfall Bedenken, die Konfirmation zu vollziehen, so wird nach gliedkirchlichem Recht über die Zulassung zur Konfirmation entschieden. Gegen diese Entscheidung können die Eltern bzw. Sorgeberechtigten oder im Fall der Religionsmündigkeit die oder der Betroffene selbst nach Maßgabe des gliedkirchlichen Rechts Beschwerde bei der zuständigen Aufsichtsinstanz (meistens der Superintendentur oder dem Dekanat) einlegen. Die Entscheidung über die Beschwerde ist endgültig. Kommt die Beschwerdeinstanz zu der Überzeugung, dass die Konfirmation vollzogen werden kann, so schafft sie die Möglichkeit dafür.

(4) Die Konfirmation berechtigt zur Teilnahme am Abendmahl in eigener Verantwortung und zur Übernahme eines Patenamts. Je nach gliedkirchlichem Recht ist die Konfirmation eine Voraussetzung für das kirchliche Wahlrecht.

(5) Die Konfirmation wird nach der Kirchenbuchordnung beurkundet. Es wird eine Konfirmationsurkunde ausgestellt. Konfirmandinnen oder Konfirmanden, die sich nicht oder zu einem späteren Zeitpunkt konfirmieren lassen wollen, erhalten eine Bescheinigung über die Teilnahme an der Konfirmandenarbeit.

4.1.3 3. Konfirmation und Jugendarbeit

(1) Anknüpfend an die Konfirmandenarbeit bietet die Kirchengemeinde Jugendarbeit an. Das kann in Verbindung mit anderen Gemeinden oder auf Kirchenkreisebene geschehen.

(2) Die Jugendlichen erhalten Gelegenheit, sich aktiv und verantwortungsvoll am Gemeindeleben zu beteiligen. Kirchengemeinden sind bestrebt, für die Jugendarbeit ehrenamtliche Mitarbeitende zu gewinnen, zu befähigen und zu begleiten. Den Ehrenamtlichen ist Aus- und Fortbildung zu ermöglichen, es ist für förderliche Rahmenbedingungen zu sorgen und es ist fachliche und supervisorische Unterstützung anzubieten.

(3) In der Jugendarbeit sind die Regelungen zum Schutz vor sexualisierter Gewalt einzuhalten.

4.1.4 4. Konfirmation, Jugendweihe, Jugendfeier

(1) Konfirmation, Jugendweihe und vergleichbare Jugendfeiern schließen einander nicht aus. Kirchliches Handeln kann an andere Jugendfeiern anknüpfen, sofern die christliche Botschaft nicht in Frage gestellt wird.

(2) Wo Jugendliche neben der Konfirmation die Jugendweihe anstreben, soll mit den Eltern bzw. Sorgeberechtigten und den Jugendlichen der Austausch über den Sinn der Konfirmation und der Jugendweihe oder anderer Jugendfeiern gesucht werden.

4.2 Landeskirchliche Besonderheiten

4.2.1 Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Bayern

In der ELKB werden nicht getaufte Konfirmandinnen und Konfirmanden vor der Konfirmation in einem Gottesdienst getauft. Taufen im Konfirmationsgottesdienst finden nicht statt.

4.2.2 Evangelisch Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz

In der EKBO ist ein Diakonisches Praktikum integraler Bestandteil der Konfirmandenzeit.

4.2.3 Evangelische Kirche in Mitteldeutschland

Die Rahmenordnung der EKM sieht keine Prüfung zum Abschluss der Konfirmandenzeit vor. Es wird lediglich die Option eines nichtöffentlichen Gesprächs eingeräumt.

4.2.4 Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland

In der Nordkirche ist die Konfirmation keine Voraussetzung für das aktive wie passive kirchliche Wahlrecht.

5 In der Diskussion

Die Konfirmandenarbeit steht in einem ständigen Wandel, der von gesellschaftlichen, religiösen und kulturellen Veränderungen beeinflusst wird. Sie bleibt ein zentrales Element in der Jugendbildung der evangelischen Kirche, muss jedoch weiterhin auf die Bedürfnisse der Jugendlichen und die Herausforderungen einer pluralistischen Gesellschaft reagieren. Es gibt vielfältige Konzepte und Ansätze, die von der klassischen Wissensvermittlung bis hin zu innovativen, erfahrungsorientierten und interaktiven Angeboten reichen, die den Glauben als eine aktive, lebensnahe Praxis erfahrbar machen.

Ein zentrales Thema im Diskurs ist die Frage nach der Attraktivität und Relevanz der Konfirmandenarbeit in einer Zeit, in der immer weniger Jugendliche sich zur Konfirmation anmelden. Die Herausforderung besteht darin, den Jugendlichen ein Angebot zu machen, das sowohl ihre religiösen Fragen ernst nimmt als auch ihre gesellschaftlichen und existenziellen Anliegen anspricht. Hier gibt es einen breiten Diskurs über neue Formate der Konfirmandenarbeit, die stärker an den Interessen und Bedürfnissen der Jugendlichen ausgerichtet sind. Dazu gehören etwa die Einführung von freiwilligen oder modularen Konfirmandenangeboten, die eine größere Flexibilität und Individualisierung ermöglichen. Die Formate sind dabei je nach Landeskirche unterschiedlich.

Die Frage nach der langfristigen Bindung von Jugendlichen an die Kirche nach der Konfirmation rückt immer stärker in den Fokus. Angesichts der sinkenden Mitgliederzahlen in der evangelischen Kirche stellt sich die Frage, wie Konfirmandenarbeit auch als langfristige Begleitung und nicht nur als einmaliger Vorbereitungskurs auf ein Fest verstanden werden kann.

In diesem Zusammenhang wird auch diskutiert, ob das Lebensalter von 12 bis 14 Jahren am besten geeignet ist. In einigen Modellen für die Konfirmandenarbeit wird der Unterricht auf verschiedene Alters- und Entwicklungsstufen verteilt. Der Umstand, dass die persönliche Annahme der eigenen Taufe, wie sie in der Konfirmation geschehen soll, nicht auf ein bestimmtes Alter und ein einmaliges Fest fixierbar ist, spricht für die Praxis, die Konfirmation in eine umfassende und flexible Konfirmandenarbeit einzubetten.